Banos de Agua Santa und der Pailón del Diabolo
Silke | 4. August 2011 | 12:33Nachdem wir uns dann von Cuenca getrennt hatten, ging es auf unserer Route weiter nordwärts nach Banos. Hier blieben wir vom 04.-08.08., unfreiwilligerweise etwas länger als geplant. Gekommen waren wir, um uns hier, zugegebenermaßen etwas sensationslustig, den rauchenden Vulkan Tunguarua anzuschauen, an dessen Fuße die Ecuadorianer das Städtchen Banos gebaut haben, welches heute hauptsächlich vom Tourismus und den Pilgern lebt, die die Heilquelle und den Wallfahrtsort besuchen wollen. Da die Lage jedoch etwas riskant gewählt war, wurde der Ort bei Vulkanausbrüchen schon mehrmals komplett zerstört, was jedoch anscheinend kein Hinderungsgrund war, die Stadt wie Phoenix aus der Asche (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder auferstehen zu lassen. Drei Dinge jedoch verhinderten die Befriedigung unserer Sensationsgier (einen aktiven Vulkan hautnah beobachten und herumspucken sehen, hörte sich ja doch sehr spannend an): zunächst einmal waren da die Wolken und der in regelmäßigen Abständen einsetzende Regen, die einen freien Blick auf die Vulkanspitze nahezu komplett und nachhaltig verhinderten. Dann war mein Magen der Meinung, mit irgendeiner der Speisen aus den günstigen Garküchen, in welchen wir meistens essen, nicht zurechtkommen zu wollen und bandelte mit fiesen Bakterien an, die mir eine starke Gastritis bescherten, so dass ich Bekanntschaft mit einem ecuadorianischen Privatspital machte, Blut- und sonstige Pröbchen abgeben musste und Stephan 3 Tage damit ausgelastet war, mich zu pflegen und Fieber zu messen. Jetzt mag ich keine Möhrensuppe mehr und Bananen mit trockenem Weißbrot sind auch “bäh”. Als ich mich wieder halbwegs aufrecht halten konnte, mieteten wir eine für die Abhänge hier definitiv untermotorisierte Honda und Stephan kurvte mit mir auf dem Sozius den Berg rauf, damit wir vielleicht von weiter oben noch einen Blick auf den Krater erhaschen können. Trotz der täglich stattfindenden “Chiva”-Fahrten, die ebenfalls dort zum Mirador kurven (bunt bemalte und furchtbar laut schlechte Musik plärrende, zu Touri-Transportern umgebaute LKW), bekamen wir nichts zu sehen. Online recherchierten wir dann beim seismologischen Institut, welches die Vulkanaktivitäten überwacht und fanden heraus, dass der Tunguaruah sich nach wochenlanger Aktivität vorübergehend wohl wieder beruhigt hatte. War also nix mit Rauch und Dampf…..
Zum Glück hat Banos als echtes Touristenghetto noch mehr zu bieten, als seine rauchende Stadtgrenze. Bei einer kleinen Wanderung am Fluß entdeckten wir eine Kletterwand mit ziemlich schicken Felsen, die ich natürlich sofort etwas befingern musste. Weitere Aktivität an den Blöcken wurde jedoch von bereits erwähnter Gastritis und den astronomischen Preisen der Equipment-Verleiher verhindert.
Beim Durchstreifen der Gassen kommt man außerdem kaum einen Meter weit, ohne an Ständen mit übermannshohen Zuckerrohrstangen hängenzubleiben. Aus diesen wird entweder Saft gepresst oder die geschälten Stücke werden so gekaut. Der Verkäufer, bei dem wir unseren Cana-Saft tranken, deutete stolz auf seine Leibesfülle und erklärte, dass diese vom Zuckerrohr käme. Eine süße Spezialität, die des Weiteren aus dem langen Gemüse hergestellt wird, ist das “Alfenique”, eine zuckrige, zähe Masse, die überall in den kleinen Läden über einen Ast geschlagen wird, so lange, bis die richtige Konsistenz zur Weiterverarbeitung oder zum Verzehr erreicht ist. Das Ganze schmeckt etwas karamellig und mit einem daumennagelgroßen Stück hat man sicherlich den Kalorienintake einer kompletten Hauptmahlzeit abgedeckt.
Irgendwann ging es mir dann wieder besser und so mieteten wir uns Mountainbikes, um der Straße Richtung Puyo zu folgen, die auf die peruanische Grenze zuführt und sich dabei entlang eines kanyonartigen Flußtales dramatisch an steil abfallenden Felshängen entlangschlängelt. Auf dem Weg liegen mehrere tief herabstürzende Wasserfälle, die man besichitigen kann. Der gewaltigste ist der `Pailón del Diabolo´, dessen Wassermassen sich nach dem freien Fall in einem Felskessel sammeln und dabei schäumend und brodelnd eine immense Wassernebelwolke produzieren. Der dabei entstehende Lärm ist so groß, dass Stephan mich nicht hörte, als ich 5 meter oberhalb von ihm stehend spaßeshalber in meine Notfallpfeife blies. Durch einen engen, schmalen Gang, gerade mal so weit, dass man in der Hocke hindurchkriechen konnte, war es möglich bis unmittelbar hinter den herabstiebenden Wasservorhang zu gelangen, welches natürlich mit einer halbwegs unfreiwilligen Dusche verbunden war. Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war und ich auch noch nicht wieder sooo viel Engergie hatte, verluden wir von hier aus die MTBs auf ein Colectivo und kutschierten bergauf zurück nach Banos.